Sind wir insgesamt zu sehr auf den Orgasmus fixiert? Ich finde ja! Eigentlich fällt mir für die Fixierung auf den Orgasmus nur ein guter Grund ein: wenn man bzw. frau beim Sex so schnell wie möglich zum Orgasmus kommen will. Kann ja mal sein. Für die Alternative, nämlich die Fixierung auf den Orgasmus los zu lassen, fallen mir viele gute Gründe ein. Hier sind fünf gute Gründe warum du die Jagd nach dem Orgasmus(s) beenden solltest.
Was mich stört an der Fixierung auf den Orgasmus
Von vielen wird der Orgasmus als Ziel aller sexueller Bemühungen betrachtet – auch in Frauenzeitschriften ist viel die Rede davon. Und „am besten“ sei es, wenn die Partner beim Liebesspiel gleichzeitig kommen. Meine Erfahrung: Das funktioniert für Frauen oft nicht. Denn bei schnellschnell zum Höhepunkt kommt ganz viel von dem, was wir uns auch wünschen – vor allem Nähe und Intimität – gar nicht vor. Und ganz oft bleibt so ein schales Gefühl, irgendwie nicht richtig zu sein. Diese Unsicherheit, nicht in Ordnung zu sein, kenne ich von mir selbst und viele meiner Klientinnen sprechen davon. Hier also fünf gute Gründe, um den Fokus vom Orgasmus(s) weg zu nehmen und dafür Nähe und Genuss einzuladen.
Meine Erfahrung ist: es ist die Fixierung auf den Orgasmus, der viele Frauen in der Frustration und Verunsicherung hält, und das kann viel Stress und Anspannung in eine Partnerschaft bringen.
Grund Nr. 1: Profitiere von Entspannung, Gelassenheit und Erholung
Stress und Anspannung haben wir im Alltag ja eigentlich schon genug. Wenn wir dann auch im Liebesleben auf Performance und Leistung fixiert sind, nehmen Stress und Anspannung eher noch zu. Die Crux: Frau muss entspannt genug sein, um Nähe und Intimität überhaupt zulassen zu können. Wenn wir uns ganz auf das Liebesspiel einlassen und offen sind für das, was der Moment gerade bietet, kann das ungemein entspannend sein. Dann wird Sexualität zu einer Möglichkeit, sich zu entspannen und das einlassen auf Nähe und Intimität fällt uns viel leichter.
Hier habe ich auch 5 Tipps für genussvollen Slow-Sex für Dich.
Grund Nr. 2: Lade mit Nähe und Intimität die Lust ein
Der Druck zum Orgasmus zu kommen, lässt häufig die Lust auf Sex gar nicht erst aufkommen. Wenn die Lust auf Sex nicht da ist, fallen Berührung und Nähe zwischen den Partnern dann oft ganz aus. Ganz anders wäre es, wenn kuscheln, sich streicheln und berühren, sich küssen und liebkosen im Vordergrund stünden. Dann bleibt die Nähe erhalten und damit kann sich auch die Lust auf körperliches Genießen einstellen. Wenn das Ende offen ist, kann auch Lust auf Sex entstehen.
Wenn Du belebend sinnliche Übungen kennenlernen willst, die neuen Schwung bringen in Dein Liebesleben, empfehle ich Dir meinen Kurs „Lust-Comeback„.
Grund Nr. 3: Genieße länger und nehme intensiver wahr
Wenn der Weg das Ziel ist und nicht der Höhepunkt, kannst du die ganze Zeit genießen und bist nicht von Anfang an auf das Ende fixiert. Wenn du den Geschmack eines leckeren Essens genießen willst, isst du bewusst und langsam und schlingst es nicht in nullkommanix hinunter. Wenn du die Genüsse des Liebesspiels wirklich auskosten willst, dann lasse dir auch dabei Zeit. Das Wort Liebesspiel beschreibt gut, was ich damit meine: betrachte den Austausch von Zärtlichkeiten und Berührungen als Spiel, in das du dich ganz hineinsinken lassen kannst. Je länger das Liebesspiel dauert, um so mehr Erregung und sexuelle Energie kann sich aufbauen. Du wirst feststellen, dass du die körperlichen Genüsse dann auch wesentlich intensiver wahrnehmen kannst und wie Deine Erregung sich steigern kann. Die Erregung, mit der du ansonsten geradewegs auf den Orgasmus zustrebst, kann sich in deinem ganzen Körper ausbreiten und dich mit Leben und Energie erfüllen.
Meine Vision ist, dass Frauen Freude an ihrer Sexualität und körperlichem Genießen haben – mit oder ohne Orgasmus spielt für mich keine Rolle – viel wichtiger ist mir, dass frau das, was sie erlebt genießen und aus vollem Herzen bejahen kann.
Grund Nr. 4: Ohne Fixierung auf den Orgasmus machst du alles richtig
Wenn du kein Ziel hast, das du erreichen musst, kannst du auch nichts falsch machen. Oder anders ausgedrückt, wenn der Weg das Ziel ist, kannst du dich voll und ganz darauf einlassen, deinen Körper, deine Lust und deine Erotik auszuleben. Du kannst dich treiben lassen, wie an einem Urlaubstag, an dem du mal ohne Plan bist und und einfach tust, was dir gerade Freude macht. Ganz anders, wenn du vor allem auf den Orgasmus fixiert bist, dann kann Sex zu einer ziemlich ernsten und anstrengenden Angelegenheit werden, bei der du dich abmühst, um ja alles richtig zu machen. Wenn du nicht auf den Orgasmus fixiert bist, stellt sich die Frage nach richtig oder falsch oft gar nicht.
Grund Nr. 5: Profitiere von der Power deiner sexuellen Energie
Nimm vor allen Dingen den Druck raus, um Erregung und Energie frei fließen zu lassen. Wenn du den Eindruck hast, dass du mit der Fixierung auf den Orgasmus mit Stress, Anspannung, Verunsicherung und dem Gefühl es nicht richtig zu machen bezahlst, dann steige aus diesem Kreislauf aus, und beginne damit herauszufinden, wie du Sexualität auf eine Art erleben kannst, die dir Energie schenkt und dir Kraft gibt. Denn deine sexuelle Energie ist nichts anderes als Lebensenergie. Lasse dich beim absichtslosen Tun herausfinden, was dir gefällt und dir Lust macht. Um so mehr kannst du von dieser Energiequelle profitieren.
Sabine, eine der Teilnehmerinnen meines Kurs „Selbst-Bewusst in deine Lust“ beschreibt es so:
„Besonders gut gefallen hat mir das „orgasmisch sein“ – als Lebensgrundhaltung bietet sich damit doch jeden Tag an vielen Stellen ein wundervolles Übungsfeld an, das ich jetzt noch bewusster genießen mag. Die „Orgasmisch sein“-Sicht hat mich auch entspannter gemacht, einfach abzuwarten, was der jeweilige erotische Moment so bieten wird – und ein „offenes Ende“ zuzulassen.“
Orgasmisch sein – statt Orgasmus(s) haben kann auch für dich eine neue Haltung sein, mit der du Genuss, Erotik und mehr Energie in dein Leben einlädst und jeden Tag davon profitieren kannst. In diese Haltung des Genießens hineinfinden kannst du mit meinem Coaching-Kurs „Selbst-Bewusst in deine Lust„.
Wie erlebst du deine Sexualität? Erlebst du sie als Quelle für deine Lebenskraft oder bist du noch nicht ganz dort, wo du hin willst? Gerne erfahre ich das von dir, schreibe mir doch einen Kommentar zum Beitrag. Ich freue mich von dir zu lesen.
Ich wünsche dir allzeit viel Genuss und Lebensenergie.
Auf deine lustvolle Erotik.
Deine,
Ilona Tamas
Expertin für weibliche Sexualkultur
Sexualcoaching und Körperarbeit
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Liebe Ilona, danke für diesen schönen Blockbeitrag. Ich mag ja sehr, wie Du schreibst und hatte wieder viel Freude beim Lesen.
Und vom Thema her stimme ich Dir total zu.
Ich war als ju ge Frau davon überzeugt, frigide zu sein! Das war echt nicht schön
Bis ich dann einen Mann kennen lernte, bei dem alles gepasst hat. Der Lingam hatte die richte Größe für mich, so dass 8ch damit meinen A-Punkt stimulieren konnte. Er hatte Zeit und Lust, lange in der Vereinigung zu sein, keinen Druck mit der Ejakulation. (Ich brauche ca. 20 bis 30 Min. bis zu einem vaginalen Orgasmus.) und – nicht zu unterschätzen – er war meine grosse Liebe so waren Sex und Herz im Spiel…
Das muss bei mir zusammen kommen, sonst bekomme ich beim Verkehr keinen Orgasmus, schlicht und einfach.
Ich wünsche mir oft eine a der Kultur, wo ich das früher gelernt, früher gewusst hätte. Damit ich mich nicht frigide fühle, nicht gut genug, selber schuld und all das.
Danke, dass du deine Arbeit auf diese moderne Art und Weise machst. Vielleicht liest die eine oder andere junge Frau deinen Block und versteht, dass sie richtig ist, so wie sie ist. Und dass sie lernen darf, da wo sie sich weiter entwickeln möchte… Herze Dich, Nhanga
Herzlichen Dank, Nhanga für deine persönlichen Worte. Ja, genau das ist mir so wichtig mit meiner Arbeit, dass Frauen sich „richtig“ fühlen in ihrem Körper und mit dem, was sie mit ihrem Körper erleben können, gerade auch in der Sexualität. Danke, dass ich von dir lernen konnte und einiges davon nun an Frauen weitergeben kann, die sich Entwicklung wünschen für ihre Weiblichkeit und Sexualität. Herzliche Grüße an dich, Ilona
Die Betonung der individuellen Gesundheit und des Wohlbefindens jenseits von gesellschaftlichen Erwartungen ist besonders inspirierend. Deine einfühlsamen Ratschläge und die Betonung der Selbstliebe machen den Artikel nicht nur informativ, sondern auch unterstützend.
Vielen Dank für diese einfühlsame und aufschlussreiche Ressource. Ich freue mich darauf, mehr von deinen Erkenntnissen im Bereich Frauen-Gesundheit zu lesen!
Herzliche Grüße,
Vanessa